Totalversagen
Tagebuch einer glücklichen Versagerin

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23.01.2024

Hassliebe Routine

Yoga_zuhause.jpgROUTINE - ein Wort, wie jedes andere. Und doch nicht. In mir löst dieses Wort und seine Bedeutung verschiedene Gefühle aus. Routiniert ist jemand, der über ein gewisses Thema genau bescheid weiß, oder etwas bereits so oft gemacht oder geübt hat, dass er es perfekt beherrscht. “Routine haben” ist auch meistens positiv behaftet, wenn es im Zusammenhang mit dem Tagesablauf gebracht wird. Yoga-Praktiker haben oft eine Morgenroutine: 05:00 Uhr Tagwache und 20-mal die Sonne gegrüßt, bevor selbige überhaupt aufgegangen ist. Hier falle ich schon in einen Zynismus, da es mir sehr schwer fällt, am Morgen viel zu erledigen, außer mich selbst wach und fit für die Arbeit zu bekommen. Routine bedeutet für mich auch, eine gewissenhafte Struktur im Arbeitsalltag zu pflegen. Was mir übrigens auch sehr schwer fällt, weil ich ein sehr intuitiver Mensch bin und Freestyle eine Stärke von mir ist. Alle diese Bedeutungen, die sich im Wort ROUTINE finden sind gut. Positiv. Erstrebenswert

Erstrebenswert? Wirklich? Zäumen wir das Pferd mal von der anderen Seite auf: Routine bedeutet, regelmäßig etwas zu tun, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort, und auf die gleiche Art und Weise. Never change a winning team… klar. Aber gewinnt dieses Team auch immer? Wäre es nicht möglich, dass eine Abweichung von der Norm nicht manchmal besser wäre? Muss es denn immer die beste Lösung sein, regelmäßig das Gleiche zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Ort und auf die selbe Art zu tun? 

Natürlich ist es von Vorteil, wenn ich um 05:00 Uhr aufstehe, um 5 km Laufen zu gehen, damit ich anschließend die Sonne mit Yoga begrüßen kann - bevor ich meinen Haferbrei koche um dann 3 Tassen lauwarmes Wasser schlürfen zu können (am besten mit Essig *pfuiteufel*). Danach den grünen Tee nicht abseihen vergessen und die Rohkost schnippeln für Mittag. Tja. Wem es gefällt, gefällts. Das wäre die Optimierung meines Morgen-Rituals, das ich mir angewöhnt habe, was folgender Maßen aussieht: 05:50 Uhr - yehh, ich habe es geschafft ohne die Snooze Funktion zumindest mal einen Fuß aus dem Bett hängen zu lassen. 06:10 Uhr: Einen 0.3l Becher Wasser mit ohne nix unter Brechreiz kippen. 06:20: Kaffee Nr. 1 mit Hafermilch genießen (ok ja.. es ist die Barista-Version…). Manchmal schaffe ich es, mich danach auf mein Ergometer zu setzen und meinen Kreislauf in Schwung zu radeln - selbstverständlich mit der Kaffeetasse in der Hand. Immer öfter schaffe ich es, meine “yogaähnlichen” Übungen für den Nacken und Rücken  abzurufen und durchzuhalten. 06:50 Uhr: 2. Becher Wasser mit Nahrungsergänzern runtergewürgt und gleich weiter den Eisbergsalat waschen, schneiden und in Tupper reinquetschen und suchen, was ich alles auf den Mittags-Salat raufpacken könnte.. Und wenn nur mehr Speck da ist.. dann eben Speck. Shame on me. 07.15 Uhr: mit Kaffee Nr. 2 mit Barista-Hafer versuche ich meine 7-9 Zwetschken für den Arbeitstag zusammenzupacken. Wenn ich 6 habe, bin ich recht zufrieden. 7 - 9 wird schon nicht so wichtig sein.. 

Heldin_Kaffee.jpgWas ich erstmal damit sagen will: ich bewege mich gerne und ernähre mich bewusst. Ich kenne meinen Körper und ich weiß, was mir gut tut. Das ist mehr als sehr viele Menschen von sich behaupten können und für sich tun. Genau so gut weiß ich auch, was mir körperlich nicht gut tut aber Freude bereitet. Also meine Seele streichelt. Hier wiederum weiß ich ganz genau, in welchem Ausmaß ich mich dem Freudebringenden, Ungesunden hingeben kann, ohne langfristig Schaden zu nehmen. Ein gutes Beispiel ist mein ziemlich übertriebener Kaffeekonsum. Ich rauche nicht, nehme keine Drogen, und trinke kaum Alkohol (1 Glas Wein zum Essen ca. alle 2 Wochen). Was das eine mit dem Anderen zu tun hat? Die 4-5 Tassen Kaffee bezeichne ich als mein einziges Laster. Irgendwie klammere ich mich an den Gedanken, dass eine nicht zu 100% unumstrittene Gewohnheit (ich mag doppelte Verneinungen - klingt irgendwie ungefährlicher) mich “normaler” erscheinen lässt - warum auch immer. Egal - wichtig ist: ich liebe Kaffee. Ich mag wie es klingt, wenn die Bohnen gemahlen werden, wie er riecht, wenn er die Maschine runter läuft.. Ich mag das Schütteln der Barista Hafer Milchpackung bis der Inhalt fast nur mehr Schaum ist und ich mag den Schaum rauszuschütteln und ganz schnell den ersten Schluck zu nehmen, bevor er sich auflöst. DAS ist Liebe. Und ich verzichte sicher nicht darauf, weil Liebe ist Lebensqualität. Ich lebe sprichwörtlich für Kaffee. Ode an den Kaffeegenuss! Na… wollen wir es mal nicht übertreiben. Aber ihr wisst worauf ich hinaus will. Es ist zu viel 5 - 6 Tassen Kaffee zu trinken. Was ich dagegen mache? Ich zähle den 5. & 6. nicht - weil ich mir ….. Trommelwirbel …. koffeinfreien Kaffee dazu gekauft hab! Ja, ich gebe es zu: deine Oma und Tante Gerti (82) machen es wahrscheinlich auch so. So what?? 

Und so habe ich für mich mein ganzes Leben strukturiert: Ich verstehe, dass manche Regelmäßigkeiten Sinn und das Leben einfacher machen. Ein strukturierter Morgen ist gesünder, als ein chaotischer. In vielerlei Hinsicht. Stress, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel lassen sich durch eine einstudierte Routine - egal ob am Morgen, im Tag oder ab Abend besser vermeiden. Und genau diese 3 Übeltäter: Stress, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind die Killer an vorderster Front. Die meisten Zivilisationskrankenheiten lassen sich darauf schließen. Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depression… die Liste ist lang. Leistungssportler sind sehr routinierte Menschen. Stell sich einer vor, ein Mensch, der unbedingt überdurchschnittliche Leistungen bringen möchte, hätte keine Routinen? Vielleicht sind dann die körperlichen Fähigkeiten noch nimmer gegeben, aber der Erfolg wird sich kaum demjenigen annähern, der seinen Tages-, Wochen- und Jahresablauf streng reglementiert, strukturiert und vorgegebene Routinen einhält. Natürlich behaupte ich nicht, dass ein Leistungssportler unbedingt gesünder sein muss als ein Mensch, der sich moderat bewegt. Vielleicht ist sogar im Alter das Gegenteil der Fall. Bei so manchen Sportarten ist das bestimmt so: frühe Abnutzungserscheinungen am Bewegungsapparat fallen mir hier konkret dazu ein. Jedes Extrem fordert seine Tribute. Deshalb ist es umso wichtiger, genau hinzusehen: Wer gibt für wen Ratschläge und passt A+B auch auf meine Bedürfnisse und vor allem: wie kann ich einen Vorschlag für eine Routine so für mich abwandeln, dass sie für meinen Alltag und meine körperlichen Voraussetzungen einen Benefit bringen. 

Homeoffice_Laptop.jpgIch habe im Gegensatz zu all dem, was ich bis jetzt aufgezählt habe, in Phasen meines Lebens auch lernen dürfen, dass Routine in manchen Situationen kein Weg für mich ist. Man nehme die so unverzichtbaren Routinen in dem Beruf her, den ich lange ausgeübt habe: Buchhalterin. Hier sind Routinen unerlässlich. Deshalb bin ich auch für mich zu dem Schluss gekommen, dass mich dieser Beruf nicht glücklich machen wird. Eingequetscht in Soll & Haben habe ich zu wenig Spielraum meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Für eine Zeit hat das gut funktioniert, bis ich die Möglichkeit bekommen habe, etwas anderes auszuprobieren - mit mehr Spielraum. Ab dem Zeitpunkt habe ich gewusst, was es bedeutet, einer Berufung nachzugehen. 

Improvisation, Spontanität, Kreativität - das sind Wörter, die sich mit Routine und Regelmäßigkeit schwer unter einen Hut bringen lassen. Natürlich versuchen wir immer wieder ein Gerüst zu bauen, an das wir uns klammern können. Das mache ich in meinem jetzigen Beruf natürlich auch. Nur dieses Gerüst ist sehr flexibel und so leicht umzustecken wir Legobausteine. Man hat begrenzt viele, aber unzählige Möglichkeiten sie zu stapeln, miteinander zu verbinden oder alles auseinander zubauen, weil es nicht gefällt und wieder neu aufzubauen. 

Nun habe ich festgestellt, dass es Menschen gibt, die Routinen mit falschen Glaubenssätzen verwechseln. Diesen Knoten möchte ich auch gleich auflösen: Es hat nichts mit guter Routine zu tun, wenn man etwas so macht, weil es die Eltern und Großeltern und Ahnen auch schon immer so gemacht haben. Es hat auch nichts mit gesunder Routine zu tun, wenn man etwas macht, weil man glaubt, es sowieso nicht anders zu können und sich deshalb starr an eine Routine hält. Es hat auch nichts mit gesunder Routine zu tun, wenn von außen der Einwurf kommt, dass es “sich so gehört” etwas zu tun - und ich mir Sorgen darüber mache, was andere Leute darüber denken würden, wenn ich alte Routinen aufbreche, sie los werde oder für mich anpasse. 

Eine gesunde Routine ist es nur dann für mich, wenn ich aus tiefster Überzeugung sagen kann, dass das, was ich hier jeden Tag/Montag/Jahr veranstalte, meinen Köper gesünder, meinen Alltag entspannter oder mich allgemein glücklicher macht. NICHT: weil ich mir schwer tue Familientraditionen aufzugeben, die eigentlich für mich persönlich überhaupt keinen Sinn machen. Oder ich mich nicht aus meiner Komfort-Zone bewegen kann oder will. Oder weil mir irgendjemand sagt, dass sich das so nicht gehört und ich sowieso kein Talent dafür habe.

Homeoffice_Kaffee.jpg

Das krasse Gegenteil, nämlich eine NOTWENDIGE Routine durfte ich auch kennen lernen. Wenn man Menschen kennenlernt, die an gewissen Routinen festhalten, die für einem selbst nicht ganz durchschaubar sind, sollten wir nicht vorschnell urteilen. Es gibt auch sehr wesentliche und gute Gründe, warum der ein oder andere genau diese kleinen, fast komischen kleinen Angewohnheiten und Regelmäßigkeiten für sich braucht. Der eine versucht seinen innerlichen Stress dadurch abzubauen, und mit Routine wieder zur Ruhe zu kommen. Der andere hat gelernt, durch Routine und Gewohnheiten Stabilität in zum Chaos neigenden Lebensumständen zu bringen. Beide Charaktere haben bemerkenswerte Strategien entwickelt um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten - egal, wie stark der Wind des Lebens ihnen um die Nase weht. Routine ist somit der Anker, der sie auf dem Boden hält. Prinzipien können auch solche Anker sein. Meiner Erfahrung nach haben diese Menschen schwere Zeiten erlebt und sind stark geblieben, um ihren mit Steinen gesäten Weg zu meistern. Kleine Karabiner um sich einzuhaken und durchzuatmen. Ich neige oft dazu, solche Menschen zu erklären, dass sie sich auf sich selbst jetzt verlassen können und diese Anker und Karabiner nicht mehr brauchen, weil sie in sich stärker nicht sein könnten. Sie haben sich nicht auf den vermeintlich leichteren Weg  ziehen lassen. Denn anstatt kleine, lustige Macken und Routinen zu etwickeln, hätten sie auch Alkohol, Drogen oder unberechenbare Risiken wählen können, um schwierige Situationen durchzuhalten. Strategien, von denen wir alle wissen, dass sie nicht lange von Erfolg gekrönt sind. Deshalb möchte ich an alle diese Menschen, die sich hiervon angesprochen fühlen, folgendes richten: Ihr seid ausnehmend wundervoll und stark! Auch wenn ihr euch nicht mehr daran festhalten müsst - eure Anker sind da. Und das ist mehr als so viele Menschen von sich behaupten können. Strategien für die seelische Gesundheit auf so natürliche Art und weise kreieren zu können ist ein Segen. Vielleicht lässt euch das Bewusstsein über euer Talent ein wenig weicher werden und das ein oder andere, vielleicht zu stark angespannte Sicherheitsnetz lockern

Wie ihr vielleicht vermutet, spreche ich hier Menschen an, die ich ein wenig, gut oder sehr gut kenne. Ein ganz besonderer Mensch hat mich auch dazu inspiriert dieses Mitgefühl für sie zu Papier zu bringen. Deshalb möchte ich mich hier und jetzt dafür bedanken, dass du mich in dein ausnehmend wundervolles Herz schauen lässt.

Fruehstueck.jpg

Alice - 15:19:45 @ Gesundheit und Mindset

 
 
 
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