Totalversagen
Tagebuch einer glücklichen Versagerin

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14.07.2023

Hier sitze ich nun alleine in Montenegro

Eko Katun Jelovica Morgen.pngHier sitze ich nun alleine in meinem Liegestuhl. Hinter mir eine kleine Hütte - nicht größer als ein mittelgroßes 2-Mann-Zelt nur aus Holz gebaut mit einem kleinen Fenster, 1 Holzbett in der Mitte des kleinen und einzigen Raumes, 1 Minikabine mit Miniwaschbecken und Mini WC. Das ganze steht auf Pfählen -  was wilde Tiere abhalten soll an die kleine Holztüre zu klopfen. Ich wage in diesem Moment aber sehr zu bezweifeln, dass ein Bär die Treppe als erst zunehmendes Hindernis sieht.. Hmm.. Naja - wie hat Mili gesagt: “Lern damit zu leben, oder besorg dir ein Großkaliber”. Dass das kein Witz war, hat er mir heute stolz anhand sehr anschaulicher Fotos von seinen Jagdwaffen auf seinem Handy bestätigt.. Aber zu Mili später mehr.. Übrigens: es ist 19:08 Uhr.

Ich wollte euch beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Aber jetzt sind so viele Worte in meinem Kopf, dass ich wirklich nicht weiß, wo ich anfangen soll..

Vielleicht sollte ich damit beginnen, wie ich hier hergekommen bin. In den Nordosten Montenegros. Nahe sowohl der albanischen, als auch der serbischen Grenze. Mitten in den wilden Bergen des Balkans.

Vor 3 Jahren zur ziemlich selben Sommerzeit war ich mit einer großen Liebe in Dubrovnik. Das Bild dazu findest du hier auf der Website mit dem wunderschönen Sonnenuntergang. Nicht nur der Sonnenuntergang war der schönste meines Lebens. Die Umstände, die ihn dazu gemacht haben, führten zu dem wohl zweit glücklichsten Moment in meinem Leben - nach der Geburt meines Sohnes. Aber zurück zu Montenegro.. Wir wollten tatsächlich schon in diesem Urlaub auch die Bucht von Kotor mit einem Boot besuchen. So wunderbar die Zeit in der Pandemie war (sehr wenige Menschen in Touristenzentren), so blöd war es für diesen Ausflug. Leider konnten wir nicht über die Grenze - auch nicht via Boot. Ich habe mir damals geschworen zurück zu kommen und mir die Bucht und das Land Montenegro anzuschauen. And here i am. Unter anderen Umständen - aber nicht weniger aufregend.

Ich nahm also den Zug nach Wien, einen Flug nach Podgorica und einen Leihwagen nach Prcanj, das in der Nähe und an der Bucht von Kotor liegt. Aber von vorne:

Der sehr gestresste junge Mann an der Ausgabestelle für den Leihwagen hat mich mit fragendem Blick angesehen, als ich darauf bestanden habe, den gebuchten Wagen zu bekommen. Ich wollte sicher sein, dass mein Auto ein Allrad ist. Er fragte mich, wo ich denn hin wollte?? Ich, Frau. Ich Frau in mittlerem Alter. Alleine. Ohne Begleitung. Ohne Mann. Ich habe mich kurz gefasst und sagte ihm, dass ich in die Berge fahre und ich jetzt bitte den Schlüssel haben möchte um aus dieser völlig überfüllten Flughafenhalle zu kommen. Dieser Vibe an solchen Orten ist seit geraumer Zeit sehr schwer zu ertragen für mich… Ich bin immer wieder dankbar, wenn ich aus dieser Energie raus gehen kann. Ein Kommen und Gehen - keine Zeit für Freundlichkeiten..

Im Gegensatz dazu war mein Aufenthalt in Prcanj das ultimative Gegenteil. Schon das Ankommen in dem kleinen Städtchen hat mich entschädigt für meinen schon recht langen Tag bis dahin.
Ich hab direkt am Meer geparkt und war mir sicher, dass ich hier nicht stehen bleiben darf. Eine einheimische Frau am Strand, die wohl beobachtet hatte, wie ich die Umgebung mit unsicherem Blick begutachtete, ist von ihrem Plausch mit einer Freundin vom Liegestuhl aufgestanden und hat mich freundlich in Landessprache wohl gefragt (das nehme ich an), ob sie mir behilflich sein kann. Ich hab ihr zu verstehen gegeben, dass ich nichts verstehe.. Mit Händen und Füßen  sind wir dann überein gekommen, dass es überhaupt kein Problem sei, hier überall zu parken, solange man niemanden einparkt oder am Vorbeifahren hindert. Zu meiner Überraschung hat mir die Plauschfreundin dann sogar Wasser angeboten.. Ich muss wohl nicht mehr so richtig fit ausgesehen haben…

So nett willkommen geheißen, hab ich mich sofort wohl gefühlt und mir wieder einmal vorgenommen, öfter Menschen mit fragendem Blick anzusprechen. Ungefragt angebotene Hilfe ist ein so schönes Zeichen von Menschlichkeit. Auch wenn man gut selbst zurecht kommt und sie nicht in Anspruch nimmt, fühlt man sich gleich gesehen und angenommen.

Palazzo Sbutega Pool.pngIm Palazzo Sbutega angekommen (ich habe über Booking einfach irgend etwas spontan gebucht mit guten Bewertungen), wurde ich mit einer aufrichtigen Herzlichkeit begrüßt, die mir in dieser Form selten von einem völlig Fremden entgegen gebracht wurde. Ein junger Mann, der sich als Philipp vorstellte hat mir das wirklich wunderschöne Gästehaus gezeigt. Ein sehr altes, ursprüngliches Gebäude mit 3 Etagen, dicken Ziegelmauern, hohen Decken, alten Türen und Fenstern und dazu diese wunderschön abgestimmte moderne Einrichtung - nicht aufdringlich - aber umso geschmackvoller. Viele Bücher und moderne Kunstwerke im genau richtigen Maß, machen diese Villa am Meer nicht nur zum Augenschmaus, sondern auch richtig gemütlich. Liebevolle kleine Details findet man hier an jeder Ecke.

Der Anblick des Innenhofes hat mir dann die Sprache verschlagen. Damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Ein kleiner Pool, mit Liegen und Außencouch ist schon sehr schön - aber die Umgebung mit den Blumen, den alten Mauern, Fenstern, Toren - authentisch mit nicht dekadent wirkendem Luxus macht diesen Ort sehr besonders.

Der perfekte 1. Abend in Montenegro: ein tolles Glas Chardonnay am Pool, ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang, ein Fahrt mit einem Retro Damen-Fahrrad am Strand entlang und ein Dinner innerhalb der Altstadt-Mauern von Kotor.

Wohl genährt aus der Altstadt retour, durfte ich Nigel kennen lernen, den Besitzer des Palazzo Sbutega. Ein wirklich sehr attraktiver Mann im besten Alter - weißes Haar, stechend blaue Augen mit einem ganz eindeutig britisch englischen Akzent. Am nächsten Tag beim Frühstück habe ich erfahren, dass er ursprünglich aus Neuseeland stammt, ein 80iger Jahre Männer Model war, mit Rachel Hunter zusammengearbeitet hat und Immobilien in der ganzen Welt besitzt. Sein Lebensmittelpunkt ist seit 30 Jahren in London - deshalb das makellose Englisch. Den Sommer verbringt er allerdings seit einigen Jahren am liebsten in Montenegro. Keine Überraschung.

Palazzo Sbutega Fruehstueck.pngEine Überraschung war aber tatsächlich das erste Frühstück. Um 8.00 ging ich ins Erdgeschoß und sah Nigel schon mit Köstlichkeiten in den Innenhof verschwinden. Ich folgte ihm und sah einen großen Tisch mit vielen Gedecken. Ich fragte ihn, wo ich mich hinsetzen darf, und ob er eine große Familie erwartet. Darauf hin lachte er mich an und rückte einen Stuhl an dem großen Tisch zurück. Tatsächlich füllte sich der Tisch nach und nach mit allen Gästen des Palazzos mit Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt. 2 hübsche, sehr taffe Frauen Mitte 30 aus Kasachstan, 2 Neo-Engländer südamerikanischer Herkunft Ende 20, 1 Mann aus Belgrad in meinem Alter , Philipp (aus Montenegro) und ein neuseeländischer Brite Mitte 60 saßen nun also im Innenhof nebst Pool und genossen gemeinsam das Frühstück. Wie wunderbar bunt und interessant kann ein Tag beginnen? Ganz natürlich und ohne aufdringlich zu sein führte Nigel durch das zwanglose Gespräch mit seiner angenehm empathischen Art - und seiner Lebensgeschichte. Gleichzeitig band er alle seine Gäste beiläufig mit kleinen, scheinbar unbedeutenden Fragen immer wieder mit ein. Nach gut einer Stunde waren nicht nur die Mägen gefüllt mit dem liebevoll vorbereiteten Frühstück, sondern auch meine Akkus aufgeladen mit Geschichten von anderen Ländern, anderen Leben und vor allem mit der Offenheit und Freundlichkeit von Menschen, die ich niemals kennen gelernt hätte, wenn ich nicht genau hier gelandet wäre. Schon ganz oft hat mich meine Intuition an Orte geführt, die mich in irgend einer Art bereichert haben. Aber selten hatte ich dabei Begleitung. Fast immer war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wenn ich scheinbar alleine war.

Einen Strandtag musste ich einlegen, das habe ich mir selbst versprochen. Deshalb ging es nach Empfehlung von Nigel an den Jaz Beach. Nigel hat mir eine genaue Wegbeschreibung zu einem versteckten Naturist-Strand gegeben, der wirklich traumhaft ist. Wenig Menschen, fast ausschließlich Einheimische. Eine kleine Strandbar, einige Strandbetten - aber nicht überfüllt und ein glasklares Meer - wie aus dem Bilderbuch.

Ein weiteres Abendessen in einem Fischrestaurant direkt am Meer und ein Frühstück mit (sowohl äußerlich, wie auch innerlich) schönen Menschen später, habe ich mich auf den Weg gemacht nach Berane. Genau hierher, wo ich gerade sitze mit einer Aussicht, die von Stunde zu Stunde immer noch kitschiger wird..

Eine nagelneue Autobahn führt von Podgorice in den Nordosten. Schöner könnte sie nicht sein. Zum Großteil 3-spurig auf beiden Seiten. Perfekte neue Tunnel, Mautstationen (die Gebühr ist lächerlich: € 3,50 einmalig pro Auffahrt). Später sollte ich erfahren, dass wohl China gerade massiv in Infrastruktur investiert in Montenegro.. Welche Meinung ich dazu habe, muss ich erst genauer überlegen. Der Beigeschmack ist auf jeden Fall irgendwie fahl..

Die letzten 50 min verbringt man auf einer Landstraße die ziemlich abenteuerlich den Berg hinauf führt und wieder hinunter - mit tollen Aussichten und für alle passionierten Spitzkehrenfahrer ein wahrgewordener Traum. Für mich jetzt eher so medium. Aber ok. Ich wusste ja schon, dass ich ein geländetaugliches Auto brauchen werde um das letzte Stück zu meiner Unterkunft zu bewältigen. Nur mit dem was jetzt kam, habe ich wirklich nicht gerechnet. Der Ducia Duster 4×4 wurde wirklich bis aufs letzte gefordert mit einem für österreichische Verhältnisse sau schlechtem Forstweg - teilweise mit losen Steinen mit einem Durchmesser von 20 cm - 4 Flußdurchfahrten - 3 mit Sicherheit nicht professionell errichteten Holzbrücken ohne Absturzsicherung und von Schlaglöchern in der Größenordnung “Grand Canyon” nicht zu sprechen.

Aber wie immer nehme ich mein Schicksal an und denke mir: andere Menschen fahren hier auch hoch. Deutsche zum Beispiel. Ich habe Bewertungen gelesen. Ich glaube mich zu erinnern es waren Lars und Anke. Lars und Anke aus Düsseldorf können hier hoch fahren - also wird es verdammt nochmal Alice aus dem Pinzgau auch können. Und ich hab es, wie ihr ja bereits schon lesen konntet, geschafft.

Zum Glück habe ich wieder einmal all meine Zweifel über Board geworfen und bin hier her gefahren. In Prcanj habe ich durchaus damit geliebäugelt im Palazzo zu bleiben. Nur durfte ich in meinem Leben mehrmals lernen, dass nichts ohne Grund passiert. Und ich habe nun mal diese Tage in den Bergen, mitten im Wald im Naturschutzgebiet mit einer 25 köpfigen Bärenpopulation und ca 5 x so vielen Wölfen gebucht. Und das wird schon seine Gründe haben.

Montenegro See Mili.pngNach dem gestrigen Abend und dem heutigen Tag darf ich euch hiermit versichern: es hatte seinen Grund. Oder nicht den einen Grund… es hatte mehrere Gründe, warum ich hier herkommen musste. Damit wären wir wieder an dem Punkt angekommen, an dem ich erklären möchte, was ich gerade fühle. Hier sitzend auf der Terrasse meiner kleinen Blockhütte. Mittlerweile ist es dunkel geworden. In den anderen kleinen Katuns (Berg-Unterschlupf) sind auch die Lichter angegangen. Es sieht total schön aus. Die Bäume zwischen den kleinen Hütten sehen plötzlich viel mächtiger aus mit dem wenigen Licht.. Ich denke, ich werde mich jetzt nach innen begeben in mein gemütliches, kleines Reich.

Was fühle ich nun.. Hier liegend in meinem kleinen Bett eingekuschelt im kleinen Katun inmitten der Wildnis in den Bergen Montenegros -  alleine.

Tatsächlich fühle ich mich überhaupt nicht alleine. Wie auch in Prcanj und Kotor habe ich schon bei meiner Ankunft hier im Eko Katun Jelovica total sympathische, weltoffene, herzliche Menschen kennen gelernt, die mich sofort aufgenommen und eingeladen haben mich ihnen anzuschließen. Einer davon ist Mili - ein junger, sehr kommunikativer Local, der hier bei seinen Freunden (den Besitzern der Katuns) zu Besuch ist. Er hat mich nach gefühlt 2 Minuten eingeladen am nächsten Tag mit ihm und 2 weiteren Gästen eine Bergtour zu machen zu einem See, den Touristen nicht kennen auf 1900m. Natürlich habe ich sofort zugesagt - genau das wollte ich ja hier machen. Besser noch mit einem Guide, der sich auskennt und sich auch zu helfen weiß, wenn Bär und Wolf ums Eck biegen. Gesagt getan. Gestern Abend wurden mir schon ursprüngliche lokale Spezialitäten auf Empfehlung von Mili kredenzt (was nicht unbedingt die beste Wahl ist, wenn man nicht zuvor 12 h Waldarbeit verrichtet hat - puh ist das schwere Kost….). Heute morgen selbiges - irgendwie ist in Montenegro in der Einheimischenküche alles in Backteig frittiert - sogar das Brot zum Frühstück… und dann - schließlich und endlich um ein paar von diesen 7 Mio Kalorien zu verbrennen, ging es mit dem 30 Jahre alten Mitsubishi-Jeep über den wildesten Offroad-Ritt meines Lebens auf den Berg. Auf 1400 angekommen ging es noch 500hm zu Fuß hoch bis zu diesem traumhaften Gletschersee. Auf der Hochebene begrüßten uns noch mehr Bekannte von Mili, die den Sommer mit ihren Tieren dort oben verbringen. Kühe, Schafe, Pferde und einen Hund machen sich das Almleben fein. Wie überall hier am Land üblich, bietet einfach jeder Getränke und Essen an. So auch hier: selbstgemachter Hollundersaft, Schnaps, Bier, Käse - und obwohl die Kommunikation schwierig war, spürt man mit jeder Geste diese bedingungslose Gastfreundschaft.
See Jelovica Freunde.png
Die Kommunikation mit Mili übrigens ist nicht nur einfach, sondern mehr als unterhaltsam. Ein junger Mann mit so viel Energie, Lebensfreude und Humor, wie auch Weltoffenheit. Mit seinen 27 Jahren hat er ein bewegtes Leben hinter sich. Gespannt habe ich seinen Geschichten heute gelauscht. Begonnen hat es mit meiner Frage, welche Schuhgröße er denn hat - gefühlt hätte ich gesagt es muss Schuhgröße 50 sein, so riesig sind seine Füße. Ich denke bei über 2 Meter Körpergröße muss das wohl so sein. Über seine Größe sind wir zu seinen Problemen mit seinem Rücken gekommen und dann zum Sport. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als er damit herausgerückt ist, dass er Profi Basketballer war. Mit 15 Jahren in Belgrad von einem amerikanischen Scout bei einem Schul-Turnier entdeckt zog er alleine in die große Welt in die USA, bekam ein Sportlerstipendium, ging dort ins College und bleib bis zum bitteren aus mit 24 Jahren, als die Bandscheiben schlapp machten. Eine OP war wohl ausgeschlossen für ihn, weil zu gefährlich. Wir mussten beide lachen - weil ich meine Gedanken in dem Moment sofort mit ihm geteilt habe. Es gibt in jeder US-Teenie-College-Serie auf Netflix diesen blonden, blauäugigen Austauschschüler aus dem Osten Europas mit russischem Akzent. Ganz genau das ist Mili. Was eine Lebensgeschichte - Mili meint eine ohne happy end. Ich meine, eine mit großartigen Erfahrungswerten, die aus einem einfachen Jungen aus dem Balkan, einen selbstständigen, weltoffenen Mann gemacht haben, der nicht nur sein Dorf kennt. Der schon viele Länder gesehen hat und viele Eindrücke mit nach Hause bringt. Das Wichtigste ist jetzt wohl, die PS auf den Boden zu bringen und diese Erfahrungswerte richtig einzusetzen.

Wieder abgelenkt von meinem Gefühlen.. Aber jetzt wirklich:
Ich bin dankbar für mein Leben. Ich bin dankbar für jeden Tag davon und glücklich, dass ich das alles erleben darf. Die richtigen Menschen fühlen sich jetzt angesprochen, wenn ich jetzt sage: “Danke, dass du es mir ermöglicht hast, hier zu sein. Was auch immer du dazu beigetragen hat, dass ich gerade hier sitzen darf: Ich hoffe, ich habe es dir schon mal persönlich gesagt. Ansonsten sage ich es dir jetzt: Vielen Dank von Herzen. Lass es mich wissen, wenn ich etwas zu deinem Glück beitragen kann.”

Eine große Frage drängt sich mir allerdings immer öfter auf - eine ziemlich emotionale Frage, die ich mir eigentlich nicht wirklich stellen möchte. In vielerlei Hinsicht. Es ist spannend und befreiend auf der einen Seite sich mit diesem Gedanken zu befassen. Aber auch traurig und enttäuschend auf der anderen. Jetzt, da ich hier so dankbar und mit einer tiefen inneren Zufriedenheit sitze, alleine im Nirgendwo von Montenegro: ist es das, was ich mich wirklich glücklich macht? Kann ich mir nur dann selbst treu bleiben, wenn ich mich alleine auf den Weg mache? Ist es das was man heute so selbstverständlich “Situationship” nennt, diese moderne Form von Zwischenmenschlichem, die für mich passt? Reicht es für eine echte Beziehung nicht - oder nicht mehr? Ist das der Preis, den ich dafür bezahle, um das zu tun, was ich wirklich möchte?

Auf die Frage, ob er Familie hat, hat Mili mir zuerst nur ein verachtendes “sicher nicht” mit einem abwertenden Lächeln geschenkt.. Ich habe darauf hin geantwortet, dass die Frauen aus Montenegro doch bekannt für ihre Schönheit seien und ein so charmanter, hübscher Mann keine Schwierigkeiten haben dürfte, ein Mädchen zu schnappen. Er hat mir darauf hin erklärt, dass es wohl auch in Montenegro heutzutage sehr schwierig sei, eine “normale” Partnerschaft zu führen. Die Generation TikTok & Instagram möchte sich erstmal nicht binden. Junge Frauen möchten Unabhängigkeit, Wohlstand und den westlichen Lifestyle ausleben - und das zügellos. Und wenn sich die Mädchen dann nach Liebe sehnen, ist es oft zu spät und der hemmungslose Spaß ist zum eigenen unattraktiven Image geworden. Laut ihm würde es in seinem Bekanntenkreis keine Frau geben, die nur annähernd für eine längere Partnerschaft taugt oder gar “Heiratsmaterial” sei…

Tara Schlucht.pngLiegt es also an den Ansprüchen - egal ob es die GenZ oder GenX ist… an der Zeit, oder an den Möglichkeiten? In meinem Fall gibt es auf jeden Fall 2 Gründe, die ich definiert habe, warum ich mir diese Fragen gerade stelle: Lebenserfahrung und die fehlende Notwendigkeit Kompromisse eingehen zu müssen, macht es mir sehr schwer Dinge zu akzeptieren, die mir gegen den Strich gehen. Am schlimmsten ist es für mich, wenn ich das Gefühl habe, dass mir in irgend einer Art Zeit gestohlen wird, die ich anders verbracht hätte, wenn ich keine Rücksicht nehmen hätte müssen. Spätestens jetzt wirst du wissend nicken und dir denken: “kein Wunder, dass du gerade wohl ein eher schwieriger Partner bist Alice”. Keine Sorge.. dessen bin ich mir absolut bewusst..

Hier möchte ich wieder mal ein zwar absolut überhebliches, aber wirklich amüsantes Zitat der Sängerin Cheer anbringen auf die Frage hin, warum sie nicht wieder heiraten möchte und ob sie keine Männer mehr mag: “Oh doch! Ich mag Männer sehr, ich liebe sie, Männer sind die besten! Aber weißt du, meine Mutter hat mir letztens den Rat gegeben, ich soll endlich einen reichen Mann heiraten - und ich habe ihr geantwortet: Mama - ich bin ein reicher Mann! Männer sind nett zu haben, aber ich brauche sie nicht wirklich..”

Ich möchte nicht so übertreiben, aber es geht schon in diese Richtung.
Ich brauche dich nicht, aber ich WILL dich! Das ist doch eines der schönsten Komplimente, nicht?
Gute Nacht ;)

Alice - 08:18:36 @ Reisen

 
 
 
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