Mein Blog

22.06.2023

Zeit meines Lebens

Zeit meines Lebens habe ich…

So beginnen oft Sätze, die vollendet werden mit einem sehnsüchtigen, reuevollen oder traurigen Inhalt.. Zeit meines Lebens habe ich versucht den Sinn zu finden, mich um andere zu kümmern, meine Berufung zu finden…

DIE ZEIT MEINES LEBENS. Die Zeit die ich lebend verbringe. Die Tage, Stunden, Minuten an denen ich am Leben bin bis ich sterbe und diese Zeit unwiderruflich vorbei ist.

Denk ein paar Minuten darüber nach.. Beängstigend, nicht wahr? Für mich jedenfalls. Ich weiß nicht genau, ob es nur für mich so ist, weil mir klar vor Augen gehalten wurde, dass meine Zeit begrenzt ist und sie schon 2 x fast vorbei war.. Die Zeit meines Lebens… oder ist es ein Bewusstsein, das man automatisch bekommt, wenn man älter wird? Haben  alle 40+ jährigen solche Gedanken?

Wie viel Zeit bleibt mir und wie möchte ich sie verbringen.. Ist dieser Lebensabschnitt dafür gedacht, sich diese Frage zu stellen? Zu reflektieren und wenn nötig einen anderen Weg einzuschlagen? Ist das die viel besagte MIDLIFE CRISES?

Oft gehört: Von jetzt auf gleich krempelt er sein komplettes Leben um - macht plötzlich Sport, eine neue Ausbildung oder will einen Bunjee Sprung machen und nach Kuba reisen? Und das mit Anfang 50. Der spinnt doch.. Tut er das wirklich? Ich denke nicht..

In letzter ZEIT fühle ich mich geerdet und wohl mit mir selbst. Ich genieße es sehr, alleine zu sein. Ein ganz tiefes Gefühl von Zufriedenheit umgibt mich, wenn ich in den Stunden, in denen ich nur für mich bin, Entscheidungen treffen kann, die kein anderes Leben beeinflussen, außer mein eigenes. Es fühlt sich für mich so an, als hätte ich getan, was getan werden musste. Als hätte ich genug von mir gegeben und das was übrig ist, soll jetzt nur für mich sein.

Alles kann - nichts muss. Das können viele nie von sich behaupten und dafür bin ich sehr dankbar. Zu viele selbst aufgebürdete Verpflichtungen, Einschränkungen oder Widrigkeiten halten die meisten Menschen ab, alles zu können. Nach langer Zeit kommt nämlich jetzt auch mein Körper zur Ruhe. So viele Belastungen mit körperlichen und mentalen Problemen sind überstanden. Alle Werte wunderbar. Keine OP, die ansteht. Die Fitness kommt langsam aber sicher wieder zurück. Meine Arbeit macht mir wieder mehr Spaß und ich habe das Gefühl gut zu sein, in dem was ich täglich tue.

In vielerlei Hinsicht hat es sich gelohnt ehrlich zu mir selbst zu sein und zu Menschen, die ich gerne habe. Mein Leben wurde umgekrempelt - teils unverschuldet und teils habe ich es selbst zu verantworten. Ich habe gelernt, alles was mir ein schlechtes Gefühl gibt richtig zu bewerten und wenn nötig sofort den richtigen Hebel dort anzusetzen, wo Änderungen notwendig sind. Das war wohl meine MIDLIFE CRISES. Die ZEIT MEINES LEBENS ist das wertvollste Gut, das es zu beschützen gilt. Verschwenden ist fahrlässig. Zu viel davon habe ich schon verschwendet, weil ich mir dessen nicht bewusst war. Konkret gesagt, war ich mir darüber nicht bewusst, dass ich der Drehbuchautor des Filmes bin in dem ich selbst die Hauptrolle spiele.

Aber nicht nur den Hebel gegen schlechte Gefühle habe ich angesetzt, sondern auch den, für gute. Das ist mindestens genau so wichtig - nur hatte ich lange das Gefühl, es würde schon reichen, mich nicht schlecht zu fühlen. Als hätte ich es nicht verdient, richtig glücklich zu sein. Aber wer urteilt darüber, was ich verdient habe und was nicht? Sind es Menschen, die von außen auf mein Leben schauen und ohne nachzufragen urteilen? Bestimmt. Aber dieses Urteil hat absolut keine Relevanz. Keinen Wert. Und dementsprechend viel Beachtung sollte man diesem Urteil schenken. Was du verdient hast, und was nicht, entscheidest du ganz alleine und zwar nur für dich.

Ich habe es verdient, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche.
Ich habe es verdient, Zeit mit Menschen zu verbringen, die ich liebe.
Ich habe es verdient, Dinge auszuleben, von denen ich schon lange träume.

Lache LAUT, tanze und sing zu deinem Lieblingssong, kündige den Job, den du hasst, erzähle deiner geheimen Liebe von deinem Kummer, lebe deine Leidenschaften - sag was du brauchst und gib nicht nach. Sei wild, frei, versteck nicht das, was du bist. Hab keine Angst jemanden zu verlieren, weil er nicht mag, wer du wirklich bist. Ich kann dir versprechen: es wird Menschen geben, die genau das lieben, was dich wirklich ausmacht. Standard und Normalität gibt es nicht. Warum sollte man dann versuchen, sich anzupassen? Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass absolut jeder Mensch - ich meine wirklich jeder einzelne - eine im ersten Moment befremdliche Seite an sich hat, die er oder sie versucht erstmal zu verstecken. Also warum ein Geheimnis daraus machen und dauerhaft Sehnsucht empfinden? Die Kategorie “normaler Mensch” existiert nicht, warum streben wir dann danach “normal” zu sein?

… und zu verstehen bzw. zu leben, was man wirklich braucht, bringt eine großartige Kleinigkeit mit sich: je bewusster man sich selbst wird, dass man gut ist, so wie man ist, umso mehr versteht man auch andere Menschen in ihrem Dasein. Du bist introvertiert und liebst es alleine zu sein? Wunderbar! Schön, dass du das für dich herausgefunden hast und lebst. Du bist leidenschaftlich, brauchst besondere körperliche Begegnungen und lebst das aus? Gratuliere! Schön, dass du dich nicht damit versteckst. Who knows, knows. Man gönnt sich gegenseitig, glücklich zu sein und das macht einen selbst noch glücklicher. Genau das sind die Menschen, die strahlen: aka “positive Ausstrahlung” ;) 

Quintessenz: Es gibt nur dich, das hier und jetzt und deine LEBENSZEIT - die Zeit deines Lebens. Zeit MEINES Lebens will ich ICH sein dürfen. Nicht mehr und nicht weniger.