Totalversagen
Tagebuch einer glücklichen Versagerin

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28.03.2023

Zerpflücke deine Angst

Angst 1.png“Du musst keine Angst haben!” Dieser gut gemeine Hinweis trifft mich immer wie ein Giftpfeil. Im ernst jetzt? Ich weiß, dass ich keine Angst haben muss - hab ich aber trotzdem. Danke für nix. Und jetzt?

Jeder kennt es: man befindet sich als Teenager in einer lebenswichtigen (denkt man zumindest gerade) Prüfungssituation und hat Angst nicht zu bestehen.

Vielleicht nicht jeder von uns, aber bestimmt viele kennen das auch: Man ist viele Jahre mit einem Partner zusammen, vielleicht verheiratet mit Kindern. Eines Tages muss man sich eingestehen, dass es nicht mehr funktioniert und hat Angst vor allem was jetzt kommt.

Noch weniger Menschen (hoffentlich) kenn es, einen Arzttermin zu haben, an dem man einen womöglich lebensverändernden Befund besprechen muss. Man hat Todesangst.

Alle 3 Situation durfte ich einmal oder öfter durchleben. Auch einige Menschen in meinem Umfeld durfte und darf ich durch solche Situation begleiten. Grund genug, um mich mit meinen eigenen Ängsten und dem Thema Angst an sich auseinander zu setzten.

Ich habe für mich folgenden Zugang gefunden:

Angst 2.pngEs gibt für mich 2 Arten von Ängsten: begründete (reale) und unbegründete (nicht reale) Angst. Begründete Angst ist zum Beispiel, wenn ich vor einer komplizierten Operation stehe und es nicht einschätzbare Risiken gibt, die ich wohl oder übel eingehen muss. Unbegründete Angst ist es hingegen, wenn ich nach einer Trennung Angst habe, dass meine Familie enttäuscht von mir sein könnte und mich deshalb verkrieche.

Das sind krass unterschiedliche Beispiele. Aber sie stehen für das Offensichtliche. Wenn ich im ersten Fall meine Angst zulasse, sie kommuniziere und zum Ausdruck bringe, sind mit ziemlicher Sicherheit Familie, Freunde, Partner, Ärzte, Psychologen für mich da, die mich verstehen und mir helfen werden. Im zweiten Fall werde ich mit meiner Angst wohl kaum in die Öffentlichkeit treten. Ich werde sie eher alleine bewältigen müssen. Deshalb finde ich, dass wir für die unbegründete oder “nicht reale” Angst Lösungen brauchen.

Angst ist ein angeborener Urinstinkt und Schutzmechanismus. Adrenalin wird ausgeschüttet, Mengen an Energie wird frei -  wir werden nervös, könnten vor einer “Gefahr” weglaufen. Die Ängste, die zu Neandertalers Zeiten real waren sind jedoch heute nicht mehr existent. Es sind keine Lebensbedrohungen mehr - die meisten Ängste sind in diesem Sinne nicht real, können uns aber mit Panikattacken und Angststörungen das Leben zur Hölle machen.

Nehmen wir ein anderes Beispiel, das sich schon öfter in meinem Umfeld so ereignet hat. Brustkrebs. Krebs ist ein Arschlosch, wie wir alle wissen. Unberechenbar, aber zum Glück jeden Tag besser behandelbar. Nehmen wir an es geht um eine Frau, die vor 3 Jahren das Horrorszenario Diagnose, OP, Bestrahlung, Behandlungen durchlebt hat. Die Ergebnisse der Anstrengungen waren perfekt - die Behandlung erfolgreich, die regelmäßigen Untersuchungen ohne Befund. Die Angst, dass der Krebs zurück kommt bleibt. Nun fragt man sich: ist die Angst real oder nicht real? Es ist eine Angst, die auf Vermutungen basiert. Man erwartet das Schlechte, ohne zu wissen, was tatsächlich passieren wird. Eindeutig NICHT REAL und somit unbegründet.

Jetzt werden wahrscheinlich viele Betroffene aufschreien uns sagen: Und ob es begründete Angst ist, weil so und so viel Prozent von so und so vielen Patienten hatten Rückfälle laut der und der Statistik… und sie haben völlig recht. Statistiken lügen nicht. Aber soll eine Statistik mein Leben in so einer Form beeinflussen, dass ich täglich mit Angst aufwache und ins Bett gehe? Mich vor lauter Angst nicht mehr konzentrieren kann, mich dauernd ablenken muss und kein erfülltes Leben mehr führen kann? Lass ich zu, dass ein “ich könnte zu so uns so viel Prozent wieder krank werden” mein Leben zerstören - weil genau das tut Angst. Angst zerstört Leben. Und Krebs zerstört Leben. Erkennst du es? Ist es nicht viel vernünftiger sich mit Fakten zu beschäftigen, wenn es soweit ist und in zwischen jede einzelne Minute das LEBEN zu genießen und dankbar zu sein? Es ist keine reale Angst, die du fühlst. Es ist ein selbst inszeniertes Gefühl. Und Gefühle kannst du in der Sekunde in der sie aufflammen beeinflussen. Zerpflücke deine Angst:

ES IST NICHT REALAngst 3.png
ES IST NUR EIN GEFÜHL
Ich nehme dieses Gefühl an und tausche es gegen ein reales: zum Beispiel Dankbarkeit, dass ich jetzt gesund bin. Ein schlechtes Gefühl wirkt sich schlecht auf meinen Körper aus. Sorgen und Ängste hemmen mein Immunsystem und machen mich körperlich und mental krank. Ich möchte das nicht. Ich entscheide mich jetzt für einen anderen Gedanken und ein anderes Gefühl.

Diese Sätze habe ich schon sehr oft zu mir selbst gesagt. Zu Anfang ist es sehr schwer, sich selbst zu überzeugen und man kommt sich blöd vor. Aber es wird von mal zu mal leichter. Wie ein Konditionstraining - und es ist auch nichts anderes. Man konditioniert sein eigenes Unterbewusstsein langsam aber stätig darauf, nicht reale Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Versuchen wir es mit dem weniger dramatischen Beispiel oben:

ES IST NICHT REAL - keiner meiner Familienmitglieder hat mir jemals den Eindruck vermittelt, dass er mich über meinen Partner definiert. ES IST NUR EIN GEFÜHL, dass ich vielleicht meine Familie enttäuschen könnte. Ich nehme dieses Gefühl an und tausche es gegen ein reales: Erleichterung, dass ich endlich eine Entscheidung getroffen habe. Ein schlechtes Gefühl wirkt sich schlecht auf mein Leben aus. Sorgen und Ängste hemmen mich in meiner Lebensfreude und neu gewonnen Freiheit. Ich möchte das nicht. Ich entscheide mich jetzt für einen anderen Gedanken und ein anderes Gefühl.

ES IST NICHT REAL - ich habe mich gut vorbereitet und viel gelernt. ES IST NUR EIN GEFÜHL, dass ich nicht mein Bestes geben könnte und die Prüfer nicht davon überzeugen könnte. Ich nehme dieses Gefühl und tausche es gegen ein reales ein: ich bin stolz, dass ich es bis hier hin geschafft habe, es ist nur noch ein kleines Stück! Ein schlechtes Gefühl wirkt sich schlecht auf meine Konzentration aus. Sorgen und Ängste hemmen mich beim Abrufen meines Wissens. Ich möchte das nicht. Ich entscheide mich jetzt für einen anderen Gedanken und ein anderes Gefühl.

Schreib dir deinen ganz persönlichen Zerpflück-Absatz für deine Angst auf und hänge ihn am Spiegel, am Kühlschrank oder an der Wohnungstüre auf. Schreib ihn auf einen Notiz-Zettel und trag ihn mit dir. Es genügt schon in die Tasche zu greifen um dich daran zu erinnern, wenn du ein ungutes Gefühl bekommst. So bekommst du jedes Mal eine bessere Kondition in der Angst-Kontrolle. Sie kommt - du schiebst sie voller Selbstbewusstsein weg. Sie kommt - du schiebst sie erneut weg. Irgendwann ist es nur noch ein flaues Gefühl im Magen, das in dem Moment verschwindet, in dem es aufkommt.

Angst 4.pngDiese Technik funktioniert nicht nur mit dem Gefühl Angst. Sie funktioniert auch mit anderen negativen Gefühlen und Gedanken wie Wut, Zweifel, Traurigkeit. Wie immer ist alles eine Frage des Willens und der Einstellung. Manche Menschen schieben auch Ängste vor, um andere, eigene Baustellen nicht angehen zu müssen. Verantwortlich für unsere Lebenseinstellung ist aber kein Arzt, kein Coach, kein Ratgeber. Die ungemütliche Wahrheit ist in jedem Fall: Niemand wird dir besser helfen, als du dir selbst. Bei mir hat die Zerpflück-Technik funktioniert. Einen Versuch solltest du es dir auch allemal wert sein.

Alice - 10:25:05 @ Gesundheit und Mindset

 
 
 
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